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Prof. Dr. Jens Südekum: „Die nächsten zehn Jahre werden die Dekade der Investitionen“

Wenn es um die wirtschaftspolitischen Entwicklungen Europas und die Folgen geht, wird der Rat von Prof. Dr. Jens Südekum sehr geschätzt. Der einflussreiche deutsche Ökonom befasst sich als Universitätsprofessor für Internationale Volkswirtschaftslehre seit vielen Jahren mit internationalem Handel, den Arbeitsmarktauswirkungen von Globalisierung und Digitalisierung sowie mit Stadtökonomik und Regionalpolitik.

„Die Konjunkturzahlen sind nicht toll, aber deutlich besser als gedacht“, bringt Südekum die derzeitige Lage auf den Punkt. Angesichts dessen, dass Europa im internationalen Standortvergleich schlechter aufgestellt ist als insbesondere die USA, sind es vor allem zwei Fragen, die den Ökonomen umtreiben: „Wie erreichen wir wieder Dynamik in der Wirtschaft und wie bekommen wir mehr Investitionen?“

Deutschland schwächle im internationalen Vergleich insbesondere, was die enormen Investitionen im Bereich der Energiewende und Transformation angehe. Südekums größte Befürchtung: Andere Standorte könnten deutlich mehr Dynamik aufbauen, mehr Investoren anziehen und Deutschland somit wieder etwas ins Hintertreffen geraten.

Österreich entwickele sich etwas besser, die Wachstumsraten seien ein bisschen höher, aber im Energiebereich habe das Land durch die höhere Abhängigkeit vom russischen Gas noch Hausaufgaben zu bewältigen.

Grund zum Optimismus verspürt Südekum bei der allgemeinen Inflationsentwicklung. Die eigentlichen Inflationstreiber – die Energie- und Lebensmittelpreise – seien zurückgegangen, die Lieferketten funktionierten wieder wesentlich besser. Umso mehr sieht der Berater der deutschen Bundesregierung die Zentralbanken in der Pflicht: „Es ist an der Zeit, die Zinserhöhungen zu beenden. Diese drücken ganz spürbar die Investitionen, und das können wir uns eigentlich nicht leisten.“

Der verbliebene Inflationstreiber nun sei die nachholende Lohnentwicklung. „Die Menschen mussten starke Reallohnverluste hinnehmen, weil die Löhne 2022 bei Weitem nicht so stark gestiegen sind wie die Inflation“, erklärt Südekum.

Gute Standortbedingungen als weiterer Faktor

Eine Strategie entwickeln, um mehr Wachstum zu erreichen, das ist in seinen Augen auch wichtig bei der Frage, wie Europa global wieder eine Rolle spielen kann.

Angesichts der anstehenden Aufgaben wie Klimaziele, Energieerzeugung und Mobilität sei ein wirklicher Umbau der Wirtschaft in allen Bereichen erforderlich, so Südekum. Um an die Dynamik der anderen großen Spieler in der Weltwirtschaft heranzukommen, seien neben riesigen Investitionen auch gute Standortbedingungen erforderlich, also eine schlanke Bürokratie und schnellere Genehmigungsverfahren, gerade auch beim Thema Fachkräftezuwanderung.

Aufholbedarf sieht der Ökonom in Europa auch bei der Digitalisierung: Derzeit hinke man ein bisschen hinterher – insbesondere gegenüber den USA –, und deshalb sei auch hier ein massiver Investitionsbedarf erforderlich. „Die nächsten zehn Jahre werden die Dekade der Investitionen. Es wird sich entscheiden, wer zukünftig den Ton angibt in der Weltwirtschaft und in Europa.“ Vor allem in der Industrie sei Europa noch eine Domäne und gerade hier, beispielsweise bei der Automobilindustrie, gehe es darum, die anstehende Digitalisierung auch mit europäischen Lösungen zu schaffen.

Die Themen in Deutschland und Österreich ähneln sich, an manchen Stellen sieht Südekum Österreich einen Schritt weiter. Etwa beim Klimabonus. „Klimapolitik funktioniert nur, wenn gesellschaftliche Akzeptanz da ist, und dafür ist es eben ganz wichtig, dass man Gelder, die man einsammelt, etwa über CO2-Preise, auch wieder rückverteilt, damit es sozialverträglich ist.“ In Deutschland scheitere das Klimageld auch an einer zu sperrigen Verwaltung.

Die Chancen der Digitalisierung erkennen

Blickt Südekum auf die Arbeitsmarktzahlen der Hotel- und Gastrobranche, dann stellt er eine erfreuliche Tendenz fest: Beim Beschäftigungsaufbau belegte das deutsche Gastgewerbe im Juni Platz 3.

Dennoch werde der Fachkräftemangel eines der dominierenden Themen der nächsten Jahre sein, demografisch gesehen habe man es mit einer Schrumpfung der Erwerbsbevölkerung zu tun, und das sehe man an allen Ecken und Enden: „Besonders in der Gastronomie.“

Der Ökonom rät, Potenziale der Digitalisierung zu nutzen, um das Arbeitskräfteproblem in den Griff zu bekommen. Angesichts von Künstlicher Intelligenz und ChatGPT höre man immer wieder von Bedenken, die Menschen könnten arbeitslos werden. Doch angesichts der demografischen Situation in Europa könne man geradezu froh sein, wenn die Technologie dabei helfe, Prozesse zu automatisieren.

Prof. Dr. Jens Südekum ist einer der Speaker beim HOGAST-Symposium, hier geht es zur Anmeldung.

Text: Nicole Beuther
Foto: HHU Düsseldorf
28. August 2023
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