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„Der Sinn des Lebens sollte darin bestehen, Menschen zu stärken“

Nach den enttäuschenden Ergebnissen einer Mitarbeiterumfrage wagte Bodo Janssen, Chef der Upstalsboom-Gruppe, einen radikalen Wandel und zog sich ins Kloster zurück. Diese Erfahrung löste nicht nur in ihm ein Umdenken aus, sondern lenkte auch sein Unternehmen in völlig neue Bahnen. Die plus.punkt-Redaktion hat sich mit dem diesjährigen Powertag-Speaker unterhalten – über seine Reise der inneren Einkehr, den Wandel in seinem Unternehmen und darüber, was Führung in diesen Zeiten bedeutet.

2004 war Bodo Janssen in die Geschäftsführung der Upstalsboom-Gruppe eingetreten. Als sein Vater drei Jahre später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, übernahm er die Leitung des führenden Ferienanbieters an der Nord- und Ostsee.

Vieles erschien ihm lange Zeit perfekt. „Ich hatte von mir das Bild des allwissenden Visionärs, fühlte mich unantastbar, hatte auf alles eine Antwort und habe um alles in der Welt versucht, das, was ich wollte, durchzusetzen“, blickt Janssen selbstkritisch auf diese Zeit zurück.

Die Offenheit der Mitarbeiter holte ihn 2010 zurück in die Realität. Die Befragung brachte zutage, was sie über ihn und die anderen Führungskräfte wirklich dachten. Die Beschäftigten waren unzufrieden mit der Qualität der Arbeitsbedingungen, des Managements sowie der Führung. Sie kritisierten die mangelnde Bereitstellung von notwendigen Arbeitsmitteln, die nicht nur in den eigenen Reihen, sondern auch bei den Kunden für Unruhe sorgte. Und sie bemängelten die Bürokratie, die mit Bodo Janssen Einzug gehalten hatte und viel Zeit kostete. „Ich hatte viele Checklisten und Formulare eingeführt in der Hoffnung, mir dadurch Sicherheit durch Kontrolle zu verschaffen“, so Janssen. Kritisiert wurde auch, dass nicht jeder Mitarbeiter seinen Fähigkeiten und Qualifikationen entsprechend eingesetzt wurde.

Die Upstalsboom-Gruppe zu verlassen, kam für Bodo Janssen nicht infrage; „es war ja schließlich mein Unternehmen“. Die Ergebnisse der Umfrage ignorieren und in der Schublade verschwinden lassen wie drei Jahre zuvor? War für ihn ebenfalls keine Option. Bodo Janssen entschied sich für den wohl schwierigsten Weg: das Eingeständnis, dass es Probleme gibt und die Mitarbeiter nicht zufrieden sind. Er entschied sich, zu kämpfen; „nicht gegen etwas, sondern für etwas“.

Kurze Zeit später unternahm er mit seinen Führungskräften eine Reise durch alle Hotels der Upstalsboom-Gruppe, präsentierte die enttäuschenden Ergebnisse der Umfrage und benannte klar die Probleme.

Führung ist eine Dienstleistung, kein Privileg

Inspiriert durch ein Hörbuch des bekannten Benediktinerpaters Anselm Grün beschloss er, ins Kloster zu gehen. Was folgte, war eine kraftraubende, aber zugleich wertvolle Zeit. Janssen offenbart: „Die eigenen Schwächen kennenzulernen ist immer anstrengend.“ Dennoch fand er im Kloster viele Antworten. Auch auf die tiefgründige Frage nach dem Sinn des Lebens. „Dieser sollte darin bestehen, andere zu stärken“, erläutert er.

Der Unternehmer hat noch eine weitere Erkenntnis gewonnen: Führung ist eine eigene Disziplin, eine Dienstleistung und keineswegs ein Privileg. Und nur wer sich selbst führen könne, könne auch andere führen. Es sei wie beim Kochen: „Wenn jemand gelernt hat zu kochen, dann kann er es auch anderen beibringen.“

Parallel zum Kloster-Aufenthalt weilte Bodo Janssen immer wieder in Österreich, wo er in Zusammenarbeit mit Michael Müller-Camen, dem Leiter des Instituts für Personalmanagement an der WU Wien, eine Lehre zum Thema „Führung der Zukunft“ entwickelt hat. Die Gedanken von Viktor Emil Frankl (1905-1997), dem Wiener Neurologen und Psychiater, spielten dabei eine entscheidende Rolle. Er sah den Menschen als ein Wesen, das sein Tun auf Sinn konzentriert.

„Manche denken, dass es bei der Upstalsboom-Gruppe rosarot ist“

Nach seiner intensiven Zeit der Selbstreflexion hat Bodo Janssen eine Transformation in seinem Unternehmen angestoßen. Das Ziel: die Entwicklung einer authentischen Unternehmenskultur. Der Schlüssel war die Entwicklung eines Leitbildes. Der tiefere Sinn dahinter: Jeder im Team findet den Raum, persönliche Werte und Überzeugungen in sein berufliches Leben zu integrieren.

Ein Curriculum bei Upstalsboom unterstützt jeden Mitarbeiter dabei, sich selbst besser kennenzulernen. Dabei geht es nicht um Positionen, Funktionen oder den Status im Unternehmen, sondern um jeden Einzelnen als Menschen. Themen sind unter anderem das persönliche Leitbild, der innere Kompass und gelingende Beziehungen und Gemeinschaften.

Perfekt ist der Arbeitsalltag bei der Upstalsboom-Gruppe nicht. „Manche denken, dass bei uns alles rosarot ist, aber das ist nicht der Fall“, erklärt Janssen. „Das, was uns unterscheidet, ist die Absicht. Wir wollen jemanden nicht klein machen, um größer zu sein. Unsere Absicht ist es, Menschen zu stärken.“ Für Bodo Janssen eine Frage der Haltung, nicht die des Führungsstils.

Ob eine Zeit der inneren Einkehr auch anderen Führungskräften helfen kann? Eine Frage, die Bodo Janssen so pauschal nicht beantworten kann: „Manche fühlen sich durch einen Klosterbesuch angesprochen, andere bevorzugen wissenschaftliche Erkenntnisse.“ Als Führungskraft sei es essenziell, der individuellen Geschichte jedes Menschen gerecht zu werden. Aufgabe sei es, die Mitarbeiter zu stärken und optimal einzusetzen. Es sei wie bei einem Fußballtrainer: „Er muss seine Spieler durch und durch kennen, um sie effektiv einsetzen zu können.“

Und wie steht es aktuell um die Mitarbeiterzufriedenheit bei Upstalsboom? Drei von vier Bewerbern muss abgesagt werden, die Krankheitsquote beträgt weniger als drei Prozent, die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit ist fünfmal höher als früher und die Mitarbeiterfluktuation hat deutlich abgenommen. Zudem konnten in den letzten 13 Jahren die Umsätze bei nahezu gleichbleibender Anzahl an Hotel- und Ferienwohnungen verdreifacht und die Gewinne gesteigert werden.

Jede Begegnung als Chance zur Weiterentwicklung sehen

Janssen beschäftigt sich heute mehr denn je mit der komplexen Frage des menschlichen Verhaltens. Was alle Menschen verbinde, sei der tiefe Wunsch nach Anerkennung, die Sehnsucht, gesehen und anerkannt zu werden. „Jeder Mensch versucht durch sein Verhalten, genau dieses Bedürfnis zu erfüllen“, sagt Bodo Janssen. Dabei seien die Verhaltensmuster häufig Spiegelbilder unserer Kindheitserfahrungen. Menschen beispielsweise, die sich häufig beklagen, hätten in der Kindheit oftmals Aufmerksamkeit erhalten, wenn sie für Unruhe gesorgt haben.

Eines habe er im Kloster gelernt: „Wir können andere Menschen nicht verändern.“ Er treffe oft Menschen, die ihren Job aufgeben wollen, weil sie Schwierigkeiten in ihrem Arbeitsumfeld haben. Anstatt jedoch den einfachen Weg der Flucht zu wählen, solle man jede Begegnung nutzen, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Das gelte beispielweise auch in der Hotelbranche im Umgang mit Gästen.

BODO JANSSEN

Aus der Spiritualität schöpft Bodo Janssen auch heute noch Kraft. „Der Tag beginnt für mich mit einer Pause“, erklärt er. Um 4.15 Uhr wird meditiert; anschließend hält der Unternehmer seine Gedanken auf Papier fest. Inspiriert von seiner Erfahrung hat Bodo Janssen in den vergangenen Jahren eine Reihe von Büchern verfasst. Darüber hinaus hält er immer wieder Vorträge.

Mit seinem neuesten Werk „Das neue Führen: Führen und sich führen lassen in Zeiten der Unvorhersehbarkeit“ bietet er Führungskräften auf allen Ebenen praxisnahe Erkenntnisse und plädiert für mehr Gelassenheit und Klarheit. Aber was genau benötigen Führungskräfte, um sowohl Einzelpersonen als auch die Gemeinschaft zu stärken? Und wie sieht Kommunikation aus, die Menschen stärkt? Kommen Sie zum HOGAST-Powertag am 28. Mai, um Antworten auf genau diese und weitere spannende Fragen zu bekommen.

Tickets für den Powertag gibt es hier zu kaufen; es handelt sich um eine Exklusiv-Veranstaltung für Mitglieder und Lieferpartner der HOGAST-Gruppe.

Titelbild: Melina Mörsdorf Photography
Text: Nicole Beuther
7. Februar 2024
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