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Geschäftsreisen reloaded

Nach dem Coronaeinbruch haben die Geschäftsreisen am längsten gebraucht, um sich wieder zu erholen. Aber auch hier hat man heuer bereits zwei Drittel des Umsatzes von 2019 erreicht. Experten rechnen mit einer vollständigen Erholung für 2024/25.

Bei einem Webinar stellte SiteMinder, der marktführende Channelmanager mit vielen integrierten Partnern wie Booking, Protel, Guest Key und 36.000 Hotelkunden weltweit, Trends bei Geschäftsreisen vor und wies auf die Vorteile einer Anbindung an das gute alte GDS (Global Distribution System) hin.

Weniger, aber länger

SiteMinder kann anhand seiner umfassenden Daten erkennen, dass seit Corona weniger, aber dafür längere Geschäftsreisen gebucht werden. Unternehmen versuchen aus Kosten- und Umweltgründen mehr Termine in einer Reise unterzubringen. Dazu kommt der Trend zum Bleisure – also die Verbindung von Ferien- oder Freizeitreise mit einer Geschäftsreise: Reisen beginnen oder enden oft an einem Wochenende und werden dadurch länger. Es kann sein, dass die Familie oder Freunde für ein paar Tage nachkommen.

Das bedeutet, dass Hotels auf diese Bedürfnisse eingehen müssen, beispielsweise mit einem Doppelzimmer mit einer Verbindungstür, die das Familienzimmer vom Büro auf Zeit abtrennt. SiteMinder ist auch der festen Überzeugung, dass in Zeiten von Videokonferenzen die persönliche Begegnung durch nichts zu ersetzen ist – je höher man in der Hierarchie kommt, desto weniger. Live-Veranstaltungen wie Konferenzen dienen immer noch als Umsatztreiber. Allerdings spürt SiteMinder ganz deutlich, dass Unternehmen versuchen, das Volumen von Geschäftsreisen zu beschränken, einfach weil sie, um ihre selbstgesetzten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, dazu gezwungen sind.

Global Distribution System

SiteMinder wies explizit auf die Vorteile des Global Distribution Systems (GDS) hin. Eine Anbindung lohnt sich auch für kleinere Hotel jenseits der Kettenhotellerie. Das GDS wurde in den 1960er Jahren für die Zusammenarbeit von Airlines und Reisebüros entwickelt. Heute wird es hauptsächlich zur Buchung von Geschäftsreisen über Agenten (Travel Management Companies, TMC) genutzt, vor allem wenn es sich um komplexere Geschäftsreisen in der Industrie, der Filmwirtschaft oder auch der Politik handelt. Reisen von Handwerkern laufen eher über OTAs wie HRS. Und die Tendenz solche Reisen über TMC bzw. GDS abzuwickeln sei steigend, sagt Andreas Kastl, Market Development Manager DACH bei SiteMinder. Auch Midstay-Geschäftsreisen werden immer häufiger so abgewickelt. Auch bei den Midstays zeige sich die Tendenz aus Kostengründen kleinere Zimmer zu buchen, aber in einem Hotel, das Workspaces und großzügigere public spaces anbietet. „Der Trend geht auch bei Geschäftsreisen hin zur Community“, sagt Kastl.

Über GDS bekomme man Anschluss an ein exklusives Netzwerk von rund 600.000 Reiseanbietern weltweit. Vor allem erlangt man so Zugang zu eher hochwertigeren Reisen mit mehrtägigem Aufenthalt. „Es fallen zwar Gebühren für das GDS an“, sagt Kastl, „aber die Preissensibilität ist geringer als bei Privatreisen.“

Detailfragen

Wenn man mit einem GDS wie dem vom Marktführer Amadeus zusammenarbeitet, muss man auf ein paar Dinge achten. Man muss immer Gewahr sein, dass man hier nicht den Leisuremarkt bedient. Das heißt zum Beispiel, dass man bei der Zimmerreihung anders als bei einer OTA nicht mit dem Doppelzimmer, sondern mit dem Einzelzimmer beginnt. Auch bei der Vorstellung der Dienstleistungen und besonderen Assets des Hotels sollte man vielleicht nicht unbedingt mit den Kinderangeboten beginnen. Aber den SPA schätzen auch Geschäftsreisende – und auch eine exzellente Lage und Verkehrsanbindung des Hotels.

Bei den Zimmerraten muss man darauf achten, dass man nicht durcheinander kommt. Es gibt die Public Rate, die Company Rate, eine Government Rate, eventuell eine speziell ausgehandelte Negotiated Rate und vielleicht sogar noch eine mit einem Reise-Konsortium (also einem Zusammenschluss von Reiseagenturen) ausgehandelten Sonderrate. Wenn man jetzt die Public Rate für den allgemeinen Markt mit Sonderpreisen bewirbt, darf die nicht niedriger ausfallen als zum Beispiel die Negotiated Rate. Denn ein gutes GDS checkt alle Raten, die ein Hotel anbietet. Auf der anderen Seite können sich auch die erforderlichen Dienstleistungen je nach Rate unterscheiden: Reisende aus der Politik oder Diplomatie brauchen zum Beispiel einen LAN-Anschluss, denen genügt ein offener WLAN-Anschluss nicht.

Und eines darf man bei aller Zusammenarbeit mit GDS und TMC nicht vergessen: Immer mehr Geschäftsreisende buchen mittlerweile selbst – vor allem die jüngeren. Darauf sollte man seine Mitarbeiter schulen für Gespräche am Telefon oder bei der Kommunikation per Mail.

Interview: Thomas Askan Vierich
Titelbild: unsplash
23. Juni 2023
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